Politkowskaja-Affäre
Wirbel um versuchten Mord an
Putin-Kritiker
Die britische Polizei hat Ermittlungen wegen
versuchten Mordes an einem früheren russischen Spion aufgenommen,
der wiederum den Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja
aufklären wollte. (19.11.2006, 17:59 Uhr)
London - Alexander Litwinenko, ein früherer Oberstleutnant
des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und Kritiker des russischen
Präsidenten Wladimir Putin, sei Anfang des Monats bei einem Treffen
mit einem Informanten in einer Londoner Sushi-Bar vergiftet worden,
berichtete die britische Zeitung "Mail on Sunday". Litwinenko gehe
davon aus, dass die russische Regierung hinter dem Anschlag stecke,
zitierte der "Sunday Telegraph" einen Vertrauten.
Politkowskaja, die als eine der letzten Journalisten in Russland
über Menschenrechtsverstöße in Tschetschenien berichtet und Putin
offen kritisiert hatte, war Anfang Oktober in ihrem Haus in Moskau
erschossen worden. Litwinenko, der mit der Journalistin offenbar
befreundet war, ermittelte britischen und russischen Medienberichten
zufolge in dem Fall und traf Anfang November einen italienischen
Kontaktmann namens Mario. Dieser legte ihm ein vierseitiges Dokument
mit Namen von Verdächtigen vor, die in die Ermordung Politkowskajas
verwickelt gewesen sein sollen. Auf der Liste hätten auch die Namen
von FSB-Offizieren gestanden, berichtete die "Sunday Times". Kurz
nach dem Treffen in der Bar sei der 43-Jährige Litwinenko krank
geworden.
50-prozentige Überlebenschance
Litwinenko sei vermutlich ein Giftcocktail verabreicht worden,
der auch das Gift Thallium enthalten habe, berichtete die "Sunday
Times" unter Berufung auf einen medizinischen Bericht weiter.
Thallium wird unter anderem zur Tötung von Ratten eingesetzt. Wer
ihm das Gift verabreicht haben soll, war zunächst unklar. Nach
Polizeiangaben befindet sich Litwinenko in "ernstem, aber stabilen
Zustand". Laut "Mail on Sunday" hat der Ex-Spion nur eine
50-prozentige Überlebenschance. Er könne nur noch mit Mühe sprechen.
Sein Haar sei komplett ausgefallen. Litwinenkos Niere sei
beschädigt, berichtete die "Sunday Times". Er müsse sich ständig
übergeben.
"Litwinenko hat keinen Zweifel, dass er auf Betreiben der
russischen Regierung vergiftet worden ist", zitierte der "Sunday
Telegraph" einen engen Freund des Mannes. Er wird laut "Mail on
Sunday" im Krankenhaus von bewaffneten Sicherheitskräften geschützt.
Bei dem Informanten namens Mario handelte es sich nach Angaben der
Online-Ausgabe der russischen Zeitung "Gazeta.ru" um den
italienischen Geschäftsmann Mario Scaramella. Dieser sei bei dem
Treffen sehr nervös gewesen, zitierte "The Sunday Times" Litwinenko.
Er könne aber nicht sagen, ob der Konktaktmann in die Vergiftung
verwickelt gewesen sei. "Gazeta.ru" zufolge wurde Scaramella
mehrfach am Sitz des FSB in Moskau, in der Lubjanka, gesehen. Dort
soll er das Büro von Geheimdienstvize Viktor Kolmogorow besucht
haben.
Britisches Exil nach Konflikt mit Putin
Litwinenko war den Berichten zufolge in den 90er Jahren beim FSB
für die Korruptionsbekämpfung zuständig. Dabei sei er mit dem
heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin aneinandergeraten,
der aus Sicht des Geheimdienst-Agenten nicht genügend gegen das
Problem unternommen habe. 2001 floh er nach Großbritannien, wo er
politisches Asyl erhielt, nachdem er ein angebliches Komplott des
FSB zur Ermordung des in Moskau in Ungnade gefallenen russischen
Oligarchen Boris Beresowski an die Öffentlichkeit trug. Beresowski
lebt ebenfalls im Londoner Exil.
Litwinenko ist auch Verfasser eines Buchs, in dem er behauptet,
dass der FSB an einer Serie von Bombenanschlägen auf Wohnhäuser
beteiligt gewesen sei, die 1999 Russland erschütterte und mehr als
300 Menschen tötete. Die Anschläge waren eine der Begründungen für
den erneuten Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien.
(tso/AFP)
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Das rote Erbe
Manche Dinge ändern sich nie in Mütterchen Russland! Black
Adder (19.11.2006 22:50 Uhr)
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